Notebook-Uni Bielefeld: Notebookeinsatz im Fachbereich "Klinische Linguistik"

Helmut Flitter stellte ein Projekt der Uni Bielefeld vor, bei dem einer Gruppe von Studierenden Notebooks zur Verfügung gestellt und Lehrmaterialien elektronisch bereitgestellt wurden. Es wurden die Nutzungshäufigkeit und die Verbesserung des Lernerfolgs im Vergleich mit einer Kontrollgruppe ohne Notebooks analysiert.

Eingesetzt wurde die Plattform Blackboard. Über sie wurden Powerpoint- und PDF-Dateien sowie Hypertexte bereitgestellt.


In der Analyse der Nutzung fällt auf, dass die Hypertexte kaum, die Powerpoint-Folien hingegen stark genutzt wurden. Bei allen Medien fiel die Nutzung vom ersten zum zweiten Semester stark ab. Die Zahlen in der Grafik sind absolute Zugriffe. Man beachte vor allem Zahlen zum Hypertext im Sommersemester: 27 User, 98 Zugriffe auf den Hypertext im ganzen Semester! Die Nachfrage aus dem Publikum nach den Kosten für die Softwareplattform war deshalb sehr berechtigt.

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Zugriffshäufigkeiten auf die Lehrmaterialien (Größere Version bei Klick)

Der Ansatz des Projekts macht mich ein wenig traurig: Man investiert viel Geld und Aufwand und stellt Studierenden Notebooks, WLAN-Infrastruktur und eine Softwareumgebung zur Verfügung und beschränkt sich dann rein auf das Konsumieren von vorgefertigten Lernmaterialien. Diskussion oder Kollaboration unter den Studierenden, eigenes Anfertigen und Austausch von Material, Feedback zum Lehrenden kommen nicht vor. Die Ergebnisse überraschen deshalb auch nicht: Abgesehen von der Verbesserung der subjektiv eingeschätzten Medienkompetenz wurden keine Verbesserungen des Lernerfolgs feststellen. Das Ergebnis

Im Sommersemester korrelierte die Nutzungshäufigkeit der Powerpoint-Präsentationen signifikant mit dem Klausurergebnis.

dürfte vor allem etwas über die Klausuren, aber nichts über besseres Lernen aussagen.

Das Fazit des Papers

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das von uns entwickelte Lehr-Lern-Szenario, die Kombination des Einsatzes der Notebooks als jederzeit verfügbares, multimediales Werkzeug und die Bereitstellung von Lehrmaterialien auf einer leicht zu bedienenden Plattform eine qualitative und nachhaltige Verbesserung der Lehre in unserem Fachbereich bewirkt hat.

kann ich daher nicht recht nachvollziehen: Allein durch das Bereitstellen von PDFs und Powerpoints eine "nachhaltige Vebesserung der Lehre"? Die Arbeit dieses Projekts erscheint mir nicht auf dem aktuellen Stand der Forschung.

Helmut Flitter: Notebookeinsatz im Fachbereich "Klinische Linguistik": Lehr-/Lernszenario und Evaluation. GI Jahrestagung (1) 2004: 384-388

# Martin Röll, 21.09.04, 09:58 Uhr.